NARZISSMUS

WIE BEENDE ICH EINE SOLCHE BEZIEHUNG?

Bei eher subklinischen (abgeschwächten) Narzissten kann u.U. ein Verbleib in der Beziehung gelingen. Aber als Partnerin müssen Sie sich schützen und dass schaffen Sie am besten, in dem Sie sich selbst wieder zum Mittelpunkt Ihres Lebens machen. Sich abgrenzen, eigene Interessen und Wünsche äußern und auch durchsetzen. Was nicht einfach ist. Vor allem, wenn Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein über Jahre gelitten haben.

 

Ist Ihr Partner aber ein toxischer Narzisst, hilft eigentlich nur Trennung. Allerdings ist bei keinem der schwächer ausgeprägten Narzissten die Verstrickung so ausgeprägt, die toxische Anziehung so massiv und damit die emotionale Abhängigkeit so groß wie bei dem pathologischen Narzissten. Sich von einem solchen Partner zu trennen, ist das Schwierigste, was man emotional leisten kann. Es ist der Mount Everest, der bezwungen werden muss. Und es ist die gefährlichste Passage, die man nehmen muss. Sich zu trennen, ist besonders für Frauen, die mit einem solchen Mann zusammenleben, die mit ihm verheiratet sind und Kinder mit ihm haben, sehr hart. Doch gerade für diese Frauen ist eine Trennung besonders wichtig.

 

Für einen Narzissten ist das Aus seiner Beziehung die schlimmste vorstellbare Niederlage, die er mit allen Mitteln zu verhindern versuchen wird. Er entscheidet, wann eine Beziehung zu Ende ist und niemand sonst. In seiner Kindheit selbst tief verletzt und nicht mehr wirklich in der Lage, echte Beziehungen einzugehen, lässt eine Trennung die alten Wunden wieder aufbrechen. Eine für ihn absolut unerträgliche Situation. Er wird seine Partnerin umschmeicheln, ihr jeden Wunsch erfüllen, der Mann sein, den sie sich wünscht und wenn das nichts hilft, wird er sie mit massiven Aggressionen traktieren. Und er wird seiner Partnerin die Schuld dafür geben, dass die Beziehung gescheitert ist. Alle sind schuldig, nur er nicht.

 

Die Entscheidung, sich zu trennen, fällt extrem schwer, sie auszusprechen, oder sogar Maßnahmen zu ergreifen, wie erst einmal bei einer Freundin unterzuschlüpfen oder sich eine neue Wohnung zu suchen, verlangen einem alles ab. In vielen Fällen sind die Frauen von ihrem Partner abhängig. Eine emotionale Abhängigkeit, die der Narzisst mit extremer Manipulation ausgelöst hat. Nur, dass die Partnerin keine Ahnung hatte, dass sie in eine Abhängigkeit getrieben wird. Wenn man zu viel trinkt, kokst oder raucht, weiß man, dass es gefährlich ist. Wenn man mit einem Mann zusammen ist, der behauptet einen zu lieben und angeblich alles für einen tun würde, weiß man nicht, dass man gerade abhängig gemacht wird und sich vor ihm schützen müsste.

 

Diese Abhängigkeit fühlt sich nicht nur wie eine Sucht an, es ist tatsächlich eine.  Man hat das Gefühl, ohne diesen Mann nicht leben zu können, ihn zu brauchen, jede Minute am Tag an ihn denken zu müssen, sich unwohl zu fühlen, wenn er nicht anwesend ist. Das ist eine enorme Belastung, die auch körperliche Auswirkungen haben kann. Und trotzdem gibt es Frauen, die diese schwere Wahl treffen, die sich trennen. Das ist ein kalter Entzug, der seelisch und körperlich weh tut. Vergleichbar mit einer Alkoholikerin, die das Haus und den gut gefüllten Weinkeller verlässt. Doch der Weinkeller kommt hinter ihr her, ruft an, stalked sie, lässt sie nicht in Ruhe.

 

In ihrem Umfeld wird diese Frau Verständnis und Unverständnis gleichermaßen finden. Narzissten manipulieren auch Familie und Freunde, zeigen sich von ihrer besten Seite und streuen gleichzeitig erlogene Geschichten. „Meine Frau ist so übersensibel und wenig belastbar, ich mache mir Sorgen. Sie sollte einmal zu einem Psychiater gehen. Manchmal befürchte ich das Schlimmste ...“ Sie stellen ihre Partnerinnen gerne als seelische Wracks dar. Wenn sie sich dann trennt und der toxische Liebeskummer gar nicht mehr aufhören will, sind die Freunde schnell überfordert und geneigt, den Lügenmärchen des Narzissten zu glauben.

 

Hinzu kommt, dass viele nicht verstehen, warum man so lange in einer Beziehung bleibt, wenn sie doch angeblich so furchtbar war. Es ist schwer, jemandem zu erklären, was eine emotionale Abhängigkeit ist, wenn man sie selbst noch nie erlebt hat. Das Ergebnis ist, dass diese Frauen zwar kämpfen, aber dass sie oft alleine kämpfen. Und manchmal verlieren sie dann diesen Kampf. Das heißt, sie gehen zu ihrem Peiniger zurück. Weil er ja versprochen hat, das alles besser wird. Es wird aber nicht besser. Im Gegenteil es wird immer schlimmer.

 

Einige Frauen brauchen nur einen Anlauf, um eine solche Beziehung zu beenden. Andere brauchen mehrere, wieder andere schaffen es nicht, versuchen es vielleicht noch nicht einmal.

 

Ich verstehe sie alle. Der Mount Everest ist verdammt hoch. Es tut einfach verdammt weh. Doch es kann gelingen, wenn man sich selbst wieder entdeckt. Wenn man die wahre Liebe findet. Die Liebe zu sich selbst. Und wenn man das nicht alleine schafft, dann muss man sich Hilfe und Unterstützung suchen. Bei seiner Familie, seinen Freunden und Vertrauten. Man sollte nicht aufgeben, denn dann gibt man sich selbst auf.